125 Jahre Automobil
In die Reihe wichtiger Erfindungen nehmen wir heute gleich noch die Erfindung des Automobils auf. Dieses mal kein Erfinder-Geburtstag, sondern ein Geburtstag einer Erfindung. Ende Januar 1886 hatte der Mannheimer Erfinder Carl Benz das Patent zum ersten Automobil unter der Patentnummer 37435 beim Kaiserlichen Patentamt eingereicht und erhalten. Das Datum gilt seither als Geburtsstunde des Autos. Sicherlich hat Carl Benz damit Beachtliches geleistet und maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Autos mitgewirkt – doch den einen Erfinder des Automobils gibt es gar nicht: es waren vielmehr zahlreiche Tüftler und Ingenieure daran beteiligt. Und eventuell wäre Benz’ Erfindung nie richtig ins Rollen gekommen, wäre da nicht seine Frau gewesen- Bertha Benz. Für die Ideen ihres Mannes hat sie wohl auch ihre Mitgift geopfert. Außerdem lebte die Familie in bescheidenen Verhältnissen – mit fünf Kindern in zwei kleinen Zimmern neben der Werkstatt. Sie wollten Miete sparen, damit Herr Benz seine Pläne verwirklichen konnte: ein Wagen, der mit Motorkraft angetrieben wird.
Nach der Patentierung entwickelte Carl Benz das Automobil weiter. Sein Ziel war es ein preisgünstiges Auto für jedermann zu bauen. Da sein erster Motorwagen aus finanziellen Gründen nur dreirädrig war- tüftelte er anem vierrädrigen Modell. Im Jahr 1900 hatte er bereits die größte Autofabrik der Welt: Er beschäftigte 430 Mitarbeiter und lieferte über 600 Wagen im Jahr aus.
Gottlieb Daimler entwickelte seit 1887 gemeinsam mit dem Motorenbauer Wilhelm Maybach ebenfalls Automobile. 1901 übertreffen sie Benz erstmals mit ihrem Mercedes. Im Jahr 1926 vereinigen sich die Konkurrenten zur Daimler-Benz AG. Drei Jahre später stirbt Benz im Alter von 84 Jahren. Seine Frau Bertha überlebte ihn um 15 Jahre und stirbt 1944 im Alter von 94 Jahren.
Übrigens: Entgegen unserer vielleicht heutigen Erwartung hielt sich die Begeisterung über das Automobil der Öffentlichkeit jedoch in Grenzen. Obwohl Carl Benz 1888 die erste offizielle Fahrerlaubnis ausgestellt wurde – der Führerschein wurde in Deutschland erst 1909 eingeführt –, behinderten die Behörden den Pionier immer wieder und verhängten wiederholt Fahrverbote. Das knatternde Ungetüm erschien ihnen zu gefährlich auf der Straße. Auch Kaiser Wilhelm II. soll misstrauisch gewesen sein und gesagt haben: „So lange ich warme Pferde habe, besteige ich einen derartigen Stinkkarren nicht.“
Und das Automobil hat kein Einzelner einmal erfunden – bereits zwei Jahrhunderte zuvor hat James Watt um 1770 leistungsfähige Dampfmaschinen gebaut. Zudem konstruierte Nicolas Joseph Cugnot 1769 eine fahrende Dampfmaschine, die allerdings kaum lenkbar war. 1815 fuhr Josef Bozek mit einem Dampfmobil durch Prag. Auch vor allem in England experimentierten zahlreiche Konstrukteure zu dieser Zeit mit Dampffahrzeugen aller Art. Und sogar Goldsworthy Gurney stellte 1825 einen Patentantrag für einen „Apparat, der ohne Pferdekraft Menschen und Waren auf Straßen und Schienen transportiert“.