Das Klaviergebiss

Pianisten, die durch Unfallfolgen querschnittgelähmt sind, können durch eine neue Erfindung ein Stück normales Leben zurückgewinnen. Der Heidelberger Forscher Rüdiger Rupp entwickelte eine drahtlose Technik, die das rechte Klavierpedal aktiviert. Die Signale dafür werden vom Gebiss des Klavierspielers ausgelöst. Damit sind erstmals auch komplizierte Pedaltechniken möglich, bislang störende Kabel oder andere Hilfstechniken könnten bald verschwinden.
Rund 60.000 Personen sind in Deutschland von der Hüfte abwärts gelähmt, 1.500 neue Betroffene kommen jährlich dazu. Verursacht werden die Lähmungen je zur Hälfte durch Unfälle und Erkrankungen.
Klaviergebiss
Im Unterschied zu bisherigen elektromagnetischen Signalgebern, die auf kleine Muskelbewegungen von Ellbogens und Kopf oder auf Gehirnsignale reagieren, kann die Mundsteuerung viel mehr als nur Aus- und Einschalten: Sie erlaubt feine Abstufungen und analoge Signale. Für das Klavierspiel bedeutet das, dass der Pianist nun die Pedalstärke der jeweiligen Erforderung im Musikstück anpassen kann, auch Zwischenstellungen oder eine veränderte Pedalgeschwindigkeit sind möglich. Der querschnittgelähmte Pianist kann somit die gleiche differenzierte Klangwirkung erzielen wie ein Nichtbehinderter.
Auch wenn querschnittsgelähmte Klavierspieler zahlenmäßig eine kleine Gruppe bilden, wertet Rüdiger Rupp seine Erfindung als großen Fortschritt, sie ist zukunftsweisend für weitere Entwicklungen, die Querschnittgelähmten mehr Selbstbestimmung ermöglichen.

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