Erfindungen im Gesundheitswesen führen bei europäischen Patentanmeldungen 2020

Erfindungen im Gesundheitswesen haben im vergangenen Jahr die Patentaktivitäten beim Europäischen Patentamt (EPA) maßgeblich bestimmt, wie der heute veröffentlichte Patent Index 2020 des Amts zeigt. Demnach war die Medizintechnik das anmeldestärkste Technologiefeld, während die Bereiche Arzneimittel und Biotechnologie den größten Anmeldezuwachs gegenüber 2019 verzeichneten.

Trotz der Corona-Pandemie erreichte im vergangenen Jahr die Zahl der europäischen Patentanmeldungen nahezu das Niveau des Vorjahres. So sind beim EPA insgesamt 180 250 Patentanmeldungen eingereicht worden, womit die Zahl der Anmeldungen geringfügig unter der Rekordmarke von 2019 lag (181 532; -0,7 %).

„Unser Patent Index 2020 zeigt, dass die Nachfrage nach Patentschutz nach wie vor hoch ist. Insgesamt haben sich die Anmeldeaktivitäten stabil entwickelt, wenngleich zwischen den technischen Gebieten und im Vergleich der Wirtschaftsregionen erhebliche Schwankungen feststellbar sind. Insgesamt ist das Ergebnis für 2020 jedoch zufriedenstellend. Die Zahlen zeigen noch kein vollständiges Bild der langfristigen Auswirkungen der Pandemie. Ich bin überzeugt, dass dies erst zu einem späteren Zeitpunkt sichtbar wird. Selbst wenn wir die Entwicklungstrends in der Anmeldetätigkeit der kommenden Monate oder Jahre nicht zuverlässig vorhersagen können, so ist unbestritten, dass der Weg zu einer gesünderen Welt und stärkeren, nachhaltigeren Volkswirtschaften über Innovation, Forschung und Wissenschaft führt. Denn Innovation, unterstützt durch ein starkes Schutzrechtssystem, ist in jeder Hinsicht ein bedeutender Motor des Aufschwungs“, sagte EPA Präsident António Campinos.

Sprunghafter Anstieg von Erfindungen im Bereich Life Science, Digitale Technologien bleiben stark, Transport mit Rückgang  

Die größten Zuwächse bei den größten Technologiefeldern verzeichneten die Arzneimittel (+10,2 % gegenüber 2019) und die Biotechnologie (+6,3 %). Das anmeldestärkste Feld war 2020 die Medizintechnik (+2,6 %), die damit den Spitzenplatz im Technologieranking zurückgewann, nachdem 2019 die Digitale Kommunikation das aktivste Technologiefeld war. Die Wachstumstreiber des Vorjahres – Digitale Kommunikation (einschließlich der Technologien zur Implementierung von 5G-Netzwerken) und Computertechnik (einschließlich Erfindungen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz) – wiesen erneut starke Patentaktivitäten auf und lagen auf dem zweiten bzw. dritten Platz, mit einem Wachstum von 1,0 % und 1,9 % im Vergleich zu 2019. Hingegen sank im Transport-Segment die Zahl der eingereichten Patentanmeldungen am deutlichsten (-5,5 % gegenüber 2019), insbesondere in den Teilbereichen Luft- und Raumfahrt (-24,7 %) sowie in einem geringeren Umfang in der Automobiltechnik (-1,6 %).

China und Südkorea mit rasantem Wachstum

Die fünf aktivsten Ursprungsländer von Patentanmeldungen waren 2020 wie in den Jahren zuvor die USA (44 293 Patentanmeldungen), gefolgt von Deutschland (25 954), Japan (21 841), China (13 432) und Frankreich (10 554). Bei den Wachstumsraten zeigten sich jedoch deutliche Unterschiede: Wie 2019 kamen die größten Zuwächse von chinesischen (+9,9 %) und südkoreanischen Anmeldern (+9,2 %), wobei Unternehmen aus China mehr Patentanmeldungen in den Segmenten Biotechnologie, Elektrische Maschinen, Geräte und Energie (worunter auch viele Erfindungen im Bereich Klimatechnologien fallen) sowie Digitale Kommunikation einreichten. Unternehmen aus Südkorea waren besonders aktiv in den Bereichen Elektrische Maschinen, Geräte und Energie, Telekommunikation, Halbleiter und Computertechnik.

Umgekehrt verzeichneten Firmen aus den USA, auf die rund ein Viertel aller beim EPA eingereichten Patente entfallen, im Berichtsjahr einen Anmelderückgang von 4,1 %. Insbesondere die Technologiefelder Transport, Elektrische Maschinen, Geräte und Energie sowie Organische Feinchemie zeigten deutliche Einbußen. Patentanmeldungen von japanischen Unternehmen und Erfindern sanken im Vorjahresvergleich um 1,1 %, mit den stärksten Rückgängen in den Bereichen Transport und Optik. 

Weniger Anmeldungen aus Europa – aber Finnland, Frankreich und Italien gegen den Trend

Unternehmen und Erfinder aus den 38 EPO-Mitgliedsstaaten reichten im vergangenen Jahr über 81 000 europäische Patentanmeldungen ein. Dies entsprach einem Minus von 1,3 % (2019: 82 554), welches sich mit einem Anmelderückgang in Feldern wie Messtechnik (zu dem auch Sensortechnologie gehört; -10,4 %), Organische Feinchemie (-3,6 %) und Elektrische Maschinen, Geräte und Energie    (-2,8 %) erklären lässt. Bei Arzneimitteln (+15 %) und Biotechnologie (+4,5 %) erzielten die europäischen Anmelder jedoch ein bedeutendes Wachstum gegenüber dem Vorjahr.

Auch auf Länderebene zeigten sich deutliche Unterschiede bei den Anmeldezahlen. Während Patentanmeldungen aus Deutschland, Europas größtem Anmeldeland, um 3,0 % gegenüber 2019 zurückgingen, reichten französische und italienische Firmen 3,1 % beziehungsweise 2,9 % mehr Anmeldungen ein. Unter den zehn führenden europäischen Anmeldeländern wurde für die Niederlande der größte Rückgang registriert (-8,2 %), gefolgt von Großbritannien (-6,8 %). Patentanmeldungen aus Schweden und Dänemark bewegten sich auf dem Niveau des Vorjahres, während Finnland dank eines starken Anstiegs der Erfindungen im Bereich Digitale Technologien eine Zunahme von 11,1 % verzeichnete.

Fünf europäische Unternehmen unter den Top 10 im Anmelder-Ranking

Auch das Unternehmensranking der führenden Anmelder spiegelt das anhaltende Wachstum der Patentanmeldungen aus China und Südkorea wider. Samsung stand mit 3 276 Anmeldungen an der Spitze, gefolgt vom Vorjahres-Erstplatzierten Huawei (3 113) und LG auf dem dritten Rang (2 909). Unter den Top 10 befinden sich fünf Unternehmen aus Europa (so viele wie seit 2014 nicht mehr), zwei aus Südkorea und jeweils ein Unternehmen aus China, Japan und den USA.

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