MicroFarm Filtersystem und das wind-to-water-energy Konzept

Heute im Interview der Erfinder Dawid Slomski. 

Was ist Ihre Erfindung und haben Sie bereits ein Schutz, wenn ja, welches?

Bisher wurde das nationale und das internationale Schutzrecht nur für den Kern der Erfindung beantragt. Dieser Kern besteht aus einem, meiner Meinung nach, neuartigen Filtersystem.

Das gesamte Konzept umfasst allerdings nicht nur dieses Filtersystem, sondern eine neue Wirtschaftsweise. Diese gründet sich vor allem auf dem Gedanken einer umweltverbessernden, nachhaltigen Bewirtschaftung unseres Planeten.

Was kann Ihre Erfindung?

Das Filtersystem wurde vorrangig entwickelt, um im Meer auftretende Algenblüten im großen Maßstab umweltfreundlich, effizient und kostengünstig ernten zu können.

Die Algenblüten, die heutzutage auftreten, können gigantische Ausmaße erreichen und haben gravierende Konsequenzen, wie man das inzwischen an über 18 Küstenregionen weltweit beobachten kann.
Diese sich häufenden Erscheinungen sind leider die Konsequenz eines durch den Menschen aus dem Gleichgewicht gebrachten Planeten, unter dem die gesamte Schöpfung leidet.

Diese Erfindung soll diesem Ungleichgewicht auf mehreren Ebenen begegnen.
Einerseits ist der Prozess derart gestaltet, dass er das Ökosystem nicht nur schont, sondern auch unterstützt und dabei hilft, die sich ausbreitenden Todeszonen zu bekämpfen.
Des Weiteren kann durch die Ernte der Algenblüten ein Nährstoff- und ein CO2 – Kreislauf erzeugt werden, der nicht nur die Gewässer entlastet, sondern auch hilft die CO2 Emissionen zu senken.
Für den Prozess selbst wird hauptsächlich die vor Ort herrschende, regenerative Energiequelle, nämlich der Wind und ggf. Solarenergie genutzt.
Vor allem aber kann und wird das Produkt, welches man erhält, als grünes Gold bezeichnet werden.
Algen besitzen einen sehr breiten An- und Verwendungsbereich.

Was ist Ihre Geschichte zur Erfindung?

Mich kurz zu fassen, war nie meine Stärke, aber diese Geschichte möchte ich vor allem deshalb erzählen, weil ich denke, dass diese einigen helfen könnte.

Ich komme eigentlich aus den Geisteswissenschaften, Geschichte, Politik und Philosophie haben mich bereits früh interessiert. Allerdings wurde mir schnell bewusst, dass der Kontext der Zeit mehr Praxis als Theorie nötig hätte. Außerdem dachte ich, dass die bessere Art der Veränderung, die von innen ist. So beschloss ich Ingenieurwissenschaften zu studieren, in der Hoffnung meinen Teil irgendwie beitragen zu können.

Während meines Studiums bot sich mir die Gelegenheit, an einer Vorlesung für Erfinder im Bereich Maschinenbau, Informatik, Naturwissenschaften und Technik teilzunehmen.
Die Leistung sollte in einer Gruppenarbeit erfolgen, indem man ein Konzept für ein neuartiges Unternehmen erarbeitet.
Die Frist neigte sich dem Ende und meine Gruppe hatte sich bis dahin auf keine Idee einigen können, von einem ausgearbeiteten Konzept ganz zu schweigen.
Ich wollte allerdings unbedingt diesen Kurs bestehen und so ist es mir letztendlich gelungen, innerhalb eines Wochenendes ein Konzept Namens „Thrive“, zu Deutsch gedeihen, zu erarbeiten.
Dieses Konzept trug bereits den Gedanken meiner momentanen Erfindung, was war mir zu der Zeit jedoch nicht bewusst war.
Das Konzept widmete sich ganz dem Gedanken der Green Economy, einer Strategie zur Etablierung nachhaltiger Systeme in allen Wirtschaftsbereichen, die laut der UN-Klimakonferenz von der Weltgemeinschaft seit einigen Jahren verfolgt wird.
In dem Konzept ging es um die Beratung und Optimierung von Betrieben im Bereich der Grundnahrungserzeugung innerhalb des Ostseeraumes.
Die Idee stieß bei meinen Gruppenmitgliedern jedoch auf so wenig Zustimmung, dass man das Konzept aufgrund der Seitenanzahl nicht lesen wollte.
So entschloss ich mich die Arbeit allein abzugeben, allerdings weigerte sich die Dozentin eine Einzelleistung anzuerkennen. Das war aus meiner Sicht keine legitime Begründung, sodass ich dagegen vorgegangen bin und nach einigen Missverständnissen wurde meine Arbeit bewertet.

Einige Zeit danach neigte sich mein Studium dem Ende zu und ich benötigte ein Thema für meine Bachelorthesis. Der Gedanke, meine Idee zu verwerten, gefiel mir besser, als einen Auftrag vom Unternehmen anzunehmen. Außerdem gelang es mir, mit der Hilfe meiner Mentorin, ein Unternehmen von meinem Vorhaben zu überzeugen, sodass ich guter Hoffnung war.

Leider, bzw. inzwischen muss ich sagen, Gott sei Dank, kam alles ganz anders.
Erst wurde der zuvor zugesicherte Praktikumsplatz an diesem Unternehmen mir in Frage gestellt, dann wurde mir zu spät mitgeteilt, dass man mich bei meinem Vorhaben nicht unterstützen könne. Stattdessen bot man mir die Mitarbeit an der Erforschung einer neuen Kultivierungstechnik von Algen an. Ich befand mich in ziemlichen Zugzwang und wollte mein Studium nicht unnötig verlängern, also willigte ich ein.
Allerdings manipulierte mein Betreuer, dem ich vom Unternehmen zugewiesen wurde, zu Gunsten seiner Dissertation meine Experimente, sodass ich meine Thesis nicht mehr schreiben konnte.

Daraufhin kehrte ich dem Unternehmen den Rücken zu und erarbeitete in meiner neuen Thesis die theoretische Grundlage für meine Erfindung, mit der ich das Interesse des Unternehmens für Erfinderberatung, die jmw Innovation GmbH wecken konnte. Kurz darauf wurde mit der Unterstützung meiner Eltern das deutsche Patent beantragt, ein Jahr später das internationale und nun befinde ich mich genau hier.

Wie funktioniert die Erfindung?

Das Filtersystem ist recht einfach aufgebaut, es nutzt jedoch möglichst viele Effekte und überlagert diese, um große Mengen Wasser schnell und kostengünstig filtern zu können.
Es besteht vorzugsweise aus mindestens drei Segmenten, kann nach Bedarf allerdings beliebig erweitert werden.
In jedes Segment tritt absteigend ein kleinerer Strom ungefilterten Wassers an der Oberseite ein, dabei wird es durch Aufsätze bereits beim Eintritt mit Luft vermischt. Dieses schaumähnliche Gemisch trifft auf die Wasseroberfläche auf, wobei noch mehr Schaum erzeugt wird, in welchem sich die Algen ansammeln.
In jedem Segment befindet sich zudem am Boden ein wasserabweisender Keramikfilter, den die Algen nicht passieren können. Unterhalb des Filters befinden sich perforierte, mit Druckluft beaufschlagte Rohre, die permanent Luft durch die Membran befördern und somit einerseits diese von festgesetzten Algen befreien und außerdem das Festsetzen minimieren, indem sich die aufsteigenden mikroskopisch kleinen Luftblasen an die entgegenkommenden Algen anlagern und ihnen Auftrieb verleihen.
Dadurch bildet sich an der Wasseroberfläche ein algenhaltiger Schaum, der mittels einer Vorrichtung aufgefangen und anschließend weiterverarbeitet werden kann.
In dem in jedes Segment ein unterschiedlicher Wasserstrom eintritt, jedes Segment mit dem nachstehenden verbunden, ist und in jedem Segment der gleiche Wasserstrom ausströmt, entsteht in Folge dessen entlang der Anlage ein Querstrom, der die gesamte Effektivität zusätzlich erhöht. Strömungsleitbleche sorgen zudem dafür, dass der Querstrom jedes Segment stets im Gegenstromprinzip betritt und als Kreuzstrom verlässt. Außerdem wird ein Teil des Filtrationsdruckes durch die eintretenden Wasserströme und durch den Pegelstand erzeugt, was wiederum den energetischen Aufwand verringert.

Zusätzlich sind drei Hilfsapparate vorgesehen, die bei Bedarf den Prozess unterstützen können.
Rührer können für eine bessere Durchmischung sorgen, ein Ozongenerator kann die Schaumbildung verstärken und eine Ultraschallanlage kann die Filter während des Betriebes reinigen.

Dieses System wird, so sieht es das Gesamtkonzept vor, auf einem Schiff installiert, welches mit Windkraft angetrieben wird und am Bug unterhalb der Wasseroberfläche eine trichterförmige Auffangvorrichtung für das Meerwasser besitzt. Durch diese Anordnung wird das Meerwasser, bevor es in den Filterraum eintritt, stark beschleunigt. Diese kinetische Energie wird genutzt und mittels Wasserturbinen in elektrische Energie gewandelt, die für den eigentlichen Prozess genutzt wird.

Außerhalb der Erntezeit kann dieses Konzept zusätzlich genutzt werden, um Energiespeicher aufzuladen.

Wie lange haben Sie gebraucht, um Ihre Erfindung zu entwickeln?

Für den Kern habe ich ungefähr ein halbes Jahr gebraucht, für den Feinschliff ein weiteres, vielleicht etwas länger.

Was ist der Markt für Ihre Erfindung, wer braucht Ihre Erfindung?

Dadurch dass diese Erfindung den Zugriff auf Rohstoffe im Wert von mehreren Billionen € bzw. $ ermöglicht, die sich jedes Jahr regenerieren und wir angesichts der Corona-Kriese offensichtlich vor größeren wirtschaftlichen Verwerfungen stehen, würde ich sagen, dass diese Erfindung jeder Nation wirtschaftlich helfen könnte, die auf Algenblüten zugreifen kann.

Wie erwähnt, können die Algen eine breite Veredlungskette erfahren. Der einfachste Einsatz beginnt als Dünger und Viehfutter, weiter können die Algen für die Erzeugung von CO2 neutralen Energieträgern, wie Biogas genutzt werden. Des Weiteren finden Algen Anwendung in der Lebensmittelindustrie und der Medizin. Somit sollten genug Märkte zur Verfügung stehen.

Außerdem würde sich diese Erfindung auf weitere Wirtschaftsbereiche, wie z.B. die Tourismusbranche, die Fischfangindustrie und den Schiffbau positiv auswirken.
Mit dem großen Nebeneffekt, dass neben den wirtschaftlichen Vorteilen man gewinnbringend aktiven Natur-, Klima- und Umweltschutz betreibt.

Haben Sie bereits ein Prototyp gebaut?

Bisher fehlte mir leider die finanzielle und evtl. personelle Unterstützung, um einen Prototypen zu bauen. Momentan arbeite ich daran, bestimmte Teilprozesse zu simulieren, um diesen Umstand temporär zu umgehen.

Wurde Ihre Erfindung schon einmal durch einen Preis ausgezeichnet?

Nein, bisher nicht.

Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus, bzw. was oder wen benötigen Sie, um Ihre Erfindung zu vermarkten?

Gegenwärtig kooperiere ich bezüglich der Vermarktung mit Herrn Jordan, einem der Chefs der jmw Innovation GmbH, dem ich auch dieses Interview zu verdanken habe.
Auf diesem Wege hoffen wir, etwas Aufmerksamkeit auf die Erfindung ziehen zu können, um Unterstützer, Investoren bzw. Käufer zu finden, mit deren Hilfe das Projekt realisiert werden kann.

Warum sind Sie Erfinder geworden?

Nun, generell gesagt, anfangs habe ich gelernt und beobachtet und je länger ich dies tat, desto mehr Missstände erkannte ich, die ich gerne ändern würde.
Ich denke, dass ist der Hauptgrund, weshalb ich mit dieser Art der Arbeit begann, ich versuche Lösungsvorschläge zu präsentieren.

Haben Sie noch andere Ideen?

Ja, es gibt noch weitere Ideen. Ich hoffe, um ehrlich zu sein, mittel- oder langfristig mit dieser Erfindung die finanzielle Möglichkeit zu erlangen, um, so Gott will, einige der anderen Ideen umsetzen zu können.
Nicht alle Konzepte sind so gewinnbringend wie dieses, deshalb gehe ich nicht davon aus, dass sich Geldgeber für solche Vorhaben finden lassen werden. Manche sind leicht zu realisieren, andere erfordern dagegen größeren Forschungsaufwand.

Für was sind Sie angetreten in Ihrem Leben, was wollen Sie in Ihrem Leben erreichen?

Ich denke, man könnte vorsichtig sagen, für eine ganzheitlichere Betrachtungs- und Handlungsweise.
Die Früchte unseres bisherigen Systems fallen uns gerade auf die Füße.
Die daraus entstandenen Verwerfungen können wir heute überall beobachten.
Ich sehe sie jedenfalls und sie lassen mir keine Ruhe.
Wenn ich es erreichen würde, dass diese Erfindung erfolgreich umgesetzt wird, wäre ich bereits mehr als dankbar, es gibt allerdings immer etwas zu tun.

Sind Sie in Sozial Media Kanälen Vertreten, wenn ja wo?

Nein, das bin ich leider nicht. Wie soll man das sagen? Ich habe darüber nachgedacht, allerdings hatte ich damals einen eher philosophischen Kanal im Sinn. Ich habe mich jedoch aus gewissen Gründen dagegen entschieden.

Was ist Ihre Empfehlung für die anderen Erfinder da draußen?

Wenn man ehrlich und konsequent sich selbst gegenüber ist, hat man ein stärkeres Vertrauen in seine Fähigkeiten und das lässt man sich nicht mehr leicht nehmen.

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