Phantastische Schöpfungen aus Beton

Der menschliche Erfindungsgeist scheint grenzenlos: Jetzt gibt es Beton, der Kloaken in klare Gewässer verwandelt oder Beton, der Licht durchleitet. Er riecht wie Harzer Käse, und außerhalb Japans waren es die Deutschen, die erstmals Natto züchteten – im Zweiten Weltkrieg, an Bord ihrer U-Boote. Natto ist ein schleimiges Gemenge aus fermentierten Soja-Bohnen, das die Japaner seit Jahrhunderten zum Frühstück vertilgen. Mithilfe der gefräßigen wie widerstandsfähigen Natto-Bakterien haben japanische Forscher jetzt einen Beton entwickelt, der muffige Kloaken und stinkende Flüsse dauerhaft in klare Gewässer verwandelt.
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Das Unternehmen Koyoh hat diese Wandlung jetzt in Yanagawa vorgeführt, eine Stadt mit einem toten, schwarzen, stinkenden Flüsschen. Doch schon zwei Wochen mit dem Bakterien-Beton im Flussbett verschwand der Gestank, nach zwei Monaten war das Wasser wieder klar und gut genug für Karpfen. Dieses Kunststück macht die Natur schon seit Ewigkeiten vor, und durch Zucht gibt es bereits Hochleistungsbazillen, die Öl verzehren oder sogar produzieren. Aber diese Thema ist einen anderen Artikel wert, weiter zum Beton. Zwar dienen die Natto-Bakterien in Japan schon länger als lebende Wasserfilter: Fischzüchter und Aquarienbesitzer schütten sie als Pulver ins Trübe. Aber das Neue und Erfinderische der Forscher von Koyoh besteht darin, die Natto-Bakterien mit einem Beton verarbeitet zu haben, der ihnen für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte als Brutstätte dient. Niemand wird da neues Natto-Pulver nachschütten müssen.
Der lichtleitende Beton, LiTraCon, wurde 2001 von dem ungarischen Bauingenieur Áron Losonczi erfunden. Die Lichtdurchlässigkeit rührt von den parallel zueinander im Feinbetonbett angeordneten Glasfasern her. Sie leiten das Licht direkt durch den Beton, so dass er ähnlich durchsichtig wie Reispapier wird.
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In der Praxis bremsen aber die Kosten für Losonczis Erfindung Begeisterung und allzu großzügige Verwendung. Das könnte auch einfacher gehen, dachte sich wiederum Jürgen Frei, heute Geschäftsführer der Luccon Lichtbeton GmbH im österreichischen Vorarlberg. Erst in der eigenen Garage, dann zusammen mit einer Industrietextilien-Firma entwickelte der Bauingenieur ein, preiswerters, halbautomatisches Fertigungsverfahren, das auch für tragende Wände geeignet ist.
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Dieser Werkstoff ist wirklich faszinierend, im Erfinderladen wurde mir davon ein Muster präsentiert.

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