Der „Hackenporsche“ wird schick
Plastiktüten, Jutebeutel, Kofferräume: Alle diese Erfindungen bieten sich an, um einen Großeinkauf zu transportieren. Doch alle drei haben ihre Macken: Plastiktüten und Autos ärgern das Klima. Außerdem braucht ein Auto einen Parkplatz: unpraktisch in der Stadt. Der Jutebeutel ist zwar ehrenwert, weil ökologisch unbedenklich. Doch spätestens, wenn die Finger beim Schleppen auf dem Heimweg taub werden, schweift der Blick neidvoll zu der älteren Dame, die auf der anderen Straßenseite Milchtüten und Wasserflaschen mühelos hinter sich herzieht – im Einkaufstrolley.
Bislang musste man sich entscheiden: Zieht man mit einem praktischen Roller in den Supermarkt, ungeachtet der schrecklichen Schottenmuster und ohne Rücksicht auf das eigene ästhetische Empfinden? Oder plagt man sich mit Tüten und sieht dafür halbwegs jung und dynamisch aus? Diese Entscheidung fällt zunehmend leichter. Denn die Einkaufshilfen, im Volksmund auch Hackenporsche, Zwiebelmercedes oder Rentnerferrari genannt, mausern sich zu hübschen Accessoires. Die Trolleys, die vor 50 Jahren als „Marktroller“ aus Dänemark nach Deutschland importiert wurden, stehen mittlerweile sogar in Boutiquen. Menschen weit unterhalb des Rentenalters begeistern sich für die Einkaufshilfen.
Ein Modell – das „Hackenporsche Soundsystem“ – kommt sogar mit eingebauten Boxen daher. Ein mp3-Player reicht, fertig ist die mobile Anlage.
Apropos Musik: Tatsächlich haben auch DJs zur wachsenden Beliebtheit der Roller beigetragen. Jahrelang hatten sie ihre Plattenstapel in Umhängetaschen in die Clubs transportiert. Inzwischen sind viele auf Rollen umgestiegen, um ohne Rückenschmerzen an ihrem Arbeitsplatz anzukommen.
All dies zeigt: Der Roller wird jugendlich. In Spanien sind sie schon längst eine Allzweckwaffe für alle Altersklassen. Die spanische Firma „Rolser“ stellt die modischen Modelle für ihre Landsleute her, beliefert aber auch die ganze Welt.
Trendtaugliche Modelle entwirft auch die Manufaktur Andersen, die in Sartrup nahe Flensburg sitzt und die Roller schon seit 1959 produziert. Robust und cool sehen ihre „Shopper“ aus. Einige ihre Modelle taugen als Fahrradanhänger oder haben eine Aufhängung für Bier- oder Wasserkästen. Das Modell „Eiszeit“ hat eine Thermofunktion, damit der Kaffee neben der Skipiste warm bleibt.
Zwar denkt die Firma auch an ältere Semester: Der „Stockroller“ enthält eine integrierte Gehhilfe. Verkaufsrenner bei Andersen aber sind die Roller aus gebrauchten LKW-Planen. Der reiß- und wetterfeste Stoff ist bei Umhängetaschen schon lange beliebt.
Freude beim Einkaufen, das lob ich mir.