Keine Hand mehr frei
Ein Sportunfall, ein Malheur im Haushalt oder einfach nur ein falsches Auftreten des Fußes und schon kann es passiert sein: Ein Knochenbruch. Vor allem bei älteren Menschen kommt es häufig zu Knochenbrüchen, da die Knochen im Alter instabiler werden und langsamer heilen.
Beschwerden im Alltag
Knochenbrüche am Bein oder Fuß führen vor allem im Alltag zu starken Beeinträchtigungen. Aber auch durch Hüft-Operationen kommt es für einen gewissen Zeitraum zu Schwierigkeiten bei der Fortbewegung. Jeder noch so kleine Weg kann trotz Gehstützhilfen sehr beschwerlich sein. Nicht nur das Laufen mit den Gehilfen an sich ist belastend, problematisch wird es auch dann, wenn weitere Gegenstände transportiert werden müssen. Die Beförderung von Büchern, Flaschen oder Essen wird zur Herausforderung.
Dies hat auch die Erfinderin Frau Hohns erfahren müssen. Während ihrer Krankenzeit hat sie jedoch aus der Not eine Tugend gemacht und sich ein Transportmittel für Gegenstände einfallen lassen – das Tablett –ohne Hände.
Frau Hohns, was genau ist das Tablett-ohne Hände?
Das Tablett-oH ist ein durchsichtiges, stabiles Tablett, welches an einem Schulter/ Rückengurt befestigt ist und freihändig vor dem Körper getragen wird. Es ermöglicht Patienten, die sich vorübergehend oder dauerhaft an Gehhilfen fortbewegen müssen, den Transport von Alltagsgegenständen (z. B. Getränke,Essen, Bücher), ohne dabei auf fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Das Tablett-oH ist seitlich mit einer ca. 10 cm hohen Kante versehen, damit die zu tragenden Gegenstände nicht abrutschen können sowie drei runden Aussparungen für das problemlose Transportieren von Flaschen oder Bechern, ohne dass diese umfallen können. An beiden Seiten des Tabletts-oH sind außen Klemmen angebracht, die es ermöglichen, die Gehhilfen einzuhängen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Das Tablett-oH habe ich erfunden, nachdem ich mir im Urlaub bei einer Huskyschlittentour in Lappland den Fuß gebrochen habe. Danach musste ich 8 Wochen lang mit Unterarmgehstützen laufen und durfte den Fuß nicht belasten. Hier merkte ich sofort, wie eingeschränkt ich im Alltag war und dass ich ohne fremde Hilfe nicht zu Recht kommen konnte. Es war mir nicht möglich einen Kaffee oder ein Glas Wasser auch nur einige Meter weit zu tragen. Selbst die Zeitung konnte ich nicht aus dem Briefkasten nehmen, denn sobald ich diese unter den Arm klemmte, kam ich beim Gehen aus dem Gleichgewicht. Ich bekam viele gute Ratschläge, wie z. B. alles in meine Hosentasche zu stecken, was aber keine sinnvolle Lösung für mich darstellte. Außerdem lebte ich zu dieser Zeit alleine und musste mich zudem noch über zwei Etagen im Haus fortbewegen. Nachdem ich mich im Internet, bei meinem Physiotherapeuten und in diversen Sanitätshäusern nach einer Tragevorrichtung erkundigt hatte und mir alle nur sagten, dass es leider nichts gibt, was dieses Problem löst, war die Idee geboren. Not macht ja bekanntlich erfinderisch! So wurde eine Geschenkekiste aus Holz umgebaut, ein paar Gurte zusammengenäht und durch meine eigenen Erfahrungen wurde aus der Holzkiste ein Tablett aus Plexiglas- viel leichter und besonders wichtig- es wurde durchsichtig, was zur Sicherheit beiträgt, da Stolperfallen erkannt werden können und sogar Treppen mit dem Tablett-oH überwunden werden können.
Wie lange hat es gedauert von der Idee bis hin zum fertigen Prototyp?
Dank des AC2 Gründerwettbewerbs der Wirtschaftförderung Aachen bekam ich viele nützliche Informationen und Unterstützung bei der Patentrecherche und dem beantragen des Gebrauchsmusterschutzes. Es dauerte ca. 9 Monate intensiver Arbeit bis zur Erteilung des Gebrauchsmusterschutz und noch mal 3-4 Monate bis der Prototyp fertig gestellt war.
Wie sind die ersten Reaktionen auf die Erfindung?
Bislang sind alle Reaktionen auf die Erfindung positiv, insbesondere bei Menschen, die bereits in einer ähnlichen Situation waren und mit derselben Problematik zu kämpfen hatten.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass das Tablett-oH vielen Menschen die sich an Unterarmgehstützen fortbewegen müssen oder ein Handicap haben, den Alltag erleichtert und Ihnen ein wenig mehr Selbstständigkeit und Mobilität gibt. Es ist einfach nicht schön, für jede Kleinigkeit auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, besonders Alleinlebende trifft es da besonders hart.
Ich wünsche mir, dass das Tablett-oH in allen Sanitätshäusern und Katalogen für Hilfsmitteln zu finden sein wird und es vielleicht einmal, zusammen mit den Unterarmgehstützen, von der Krankenkasse verordnet wird.