Wie Fußballschiedsrichter zu Erfindern wurden

Samstag also. Deutschland-Argentinien. Zeit, Fußball genauer unter die Erfinderlupe zu nehmen. Das ist ein Länderspiel-Klassiker, bei dem man sich auf alles gefasst machen muss: In den 16 Spielen seit 1958 gab es gegenseitige Beleidigungen, Schlägereien, Hilferufe nach der Mutter aus der Kabine und gebrochene Schuhsohlen.
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Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1966 kam es bei dem Spiel Argentinien gegen England zu turbulenten Szenen auf dem Spielfeld, die unter anderem darauf zurückzuführen waren, dass ein argentinischer Spieler den durch den deutschen Schiedsrichter Rudolf Kreitlein
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mündlich ausgesprochenen Platzverweis nicht verstand oder verstehen wollte und noch fast neun Minuten auf dem Platz verblieb.
In den folgenden Tumulten wurden sogar Verwarnungen gegen englische Spieler von diesen nicht wahrgenommen. Auch die Zuschauer bekamen dies nicht mit.
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Um derartige Missverständnisse zu vermeiden, schlug der englische Schiedsrichter Ken Aston vor, analog zu den international bekannten Verkehrs-Lichtzeichenanlagen (Ampeln) gelbe und rote Karten zu verwenden. Diese Idee kam ihm während einer Autofahrt. Dabei musste er vor mehreren Ampeln stehen bleiben, die von „Gelb“ auf „Rot“ wechselten. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1970 wurde diese Regelung zum ersten Mal verwendet – allerdings wurde dort keine Rote Karte fällig – und setzte sich schnell durch. Die erste Rote Karte bei einer Fußball-WM wurde am 14. Juni 1974 im Vorrundenspiel Deutschland – Chile gegen den Chilenen Caszely gezeigt.
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Rudolf Kreitlein sollte sich wenig später um die Kommunikation auf dem Fußballplatz verdient machen. Nicht nur aus eigener Erfahrung wusste Kreitlein darum, dass ein verspäteter oder gänzlich unterbleibender Blickkontakt zwischen Schieds- und Linienrichter strittige Spielsituationen oder gar spielentscheidende Fehler verursachen kann. Er erfand den sogenannten „Funk-Commander“, der eine zuverlässige Verständigung zwischen Schiedsrichtern und Linienrichtern ermöglicht. Die Hoffnungen, eine ähnlich schnelle Einführung seiner Erfindung im Weltfussball zu erleben wie zuvor Ken Aston mit seinen Verwarnungskarten zerschlug sich jedoch schon bald. Der Fußball-Weltverband lehnte die Neuerung ab. 14 Jahre später wurde die Einführung eines Funksystems für Schieds- und Linienrichter von der FIFA aber doch noch befürwortet, jedoch von einer anderen Firma. Kreitlein’s Funk-Commander selbst schaffte es somit zwar nie in die WM-Stadien, seinem Erfinder bleibt aber die Ehre, Pionierarbeit für eine verbesserte Kommunikation auf dem Fußball-Platz geleistet zu haben.

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