Allein unter Erziehenden
Lena Petersen will dass man ihr ansieht, dass sie alleinerziehend ist. Deshalb hat sie einen Code erfunden: ein grünes Seidenband, das sie um den Lenker des Kinderwagens von ihrem Sohn geschlungen hat.
Dieses Band signalisiert, dass die Kinderwagenbesitzerin Single ist. Und einem Flirt nicht abgeneigt. Petersen, 29, seit vier Monaten Mutter des kleinen Bo vor kurzem im Berliner Stadtmagazins zitty vor. Seitdem ist sie eine gefragte Frau. „Ich bekomme jeden Tag Mails von Frauen und Männern, die mir erzählen, wie schwierig es ist, jemanden kennenzulernen.“
Berlin, Prenzlauer Berg, Helmholtzplatz. Geburtenstärkster Bezirk Europas. Hier entstand die unkommerzielle Idee. Zehn Frauen sitzen im Garten des Mutter-Kind-Cafés am Helmholtzplatz. Sie sehen entspannt aus, unterhalten sich, wippen ihre Kinder auf dem Schoß.
Glaubt man den Berliner Statistiken, ist mindestens ein Drittel dieser Frauen alleinerziehend. Welche von ihnen, weiß man nicht. Zwei Gefühle wecken Alleinerziehende besonders häufig, Mitleid und Unverständnis. Warum ist die öffentliche Wahrnehmung von Alleinerziehenden so negativ? Sind die Zeiten, in denen eine „ledige Mutter“ ein gesellschaftliches Tabu war, nicht lange vorbei? Schon nach dem Zweiten Weltkrieg war es normal, dass die Väter fehlten. Mit der 68er-Bewegung wurden sie sogar für überflüssig erklärt. Zudem würden Alleinerziehende in den meisten Medien als sozial verwahrlost und als Hartz-IV-Empfängerinnen dargestellt.(Vorsicht-dahinter verbirgt sich ein ganz übler Verleumdungsartikel)
Petersen will andere Frauen ermutigen und dem Begriff der Alleinerziehenden den Paria-Charakter nehmen. Eine hübsche, gutgelaunte, entspannte Mutter, die sagt: Hey, ich habe ein Kind, ich bin glücklich und ich darf flirten. Natürlich sei es für Mütter schwieriger, jemanden kennenzulernen. Schließlich können sich die wenigsten Alleinerziehenden regelmäßig einen Babysitter leisten, um abends durch die Bars zu ziehen. Mit dem grünen Band könne man hingegen auf dem Spielplatz dezent signalisieren, dass man offen für eine Beziehung oder auch nur einen Flirt sei.